Mittwoch, 9. August 2006

NEAPEL TAG 0: ANREISE UND ANGEBOT

Los geht es mit dem Zug nach Innsbruck und dann mit Direktverbindung nach Neapel, per Nachtzug im Liegewagen. Durch das ÖBB Angebot "SparSchiene" eine günstige Sache (39 Euro im Liegewagen). Der einzige Nachteil ist, dass man sich das schon sehr früh überlegen muss, sonst hat man keine Chance mehr auf einen freien Platz zur gewünschten Zeit, womit das Problem schon offensichtlich ist: wie kann man Pläne machen, die längere Zeiträume als 2-3 Wochen beeinhalten? Hat mir grosse Überwindung gekostet; doch mit ein wenig Fatalismus ging es dann doch - und - nicht zu lange nachdenken was sein könnte in 2 Monaten!!!
Und wenn man dann auch noch von einem sehr lieben Freund zum Zug gebracht wird - was kann dann noch schiefgehen!
Im Zugabteil nach Innsbruck sind zwei 15jährige Mädels meine Mitreisenden und so werde ich wieder mal an die Nöte und Hoffnungen, Träumen und Wünschen in diesem Alter erinnert. ("chinesische Schriftzeichen haben doch schon viele als Tattoo - aber ich will es trotzdem...., ich habe ihn dann anscheinend genervt und dann haben wir gestritten...)
Was hat sich geändert, wenn man über 30 ist und nicht in "geordneten Verhältnissen" lebt? Aber das ist ein anderes Thema.
Die ersten Urlaubsgefühle stellen sich ein, als ich den Nachtzug besteige. Meine Wagennummer ist 157, also steige ich, nachdem er mit 30minütiger Verpätung kommt, so schnell als möglich ein und der nächstliegende Waggon ist 158 - kann also nicht viel schiefgehen - denke ich. Ich kämpfe mich durch den Waggon, in dem die Gänge so eng sind, dass es zwangläufig zu Körperkontakt kommt, falls jemand in die entgegengesetzte Richtung will. Erste Anzeichen auf die Dinge, die da noch kommen mögen? Nach dem Waggon 157 folgt seltsamerweise 160. Also frage ich den Zugbegleiter, der auch offensichtlich kein Englisch versteht (ui, geht das aber schnell) um Rat, was mit Hilfe der Tickets auch von Erfolg gekrönt ist und ich aus seinen Gesten vermute, dass ich mich in die richtige Richtung bewege. So kämpfe ich mich noch durch weitere zwei Waggons, durch Türen, die sich nicht automatisch öffen, Schwellen, über die mein Sporttaschentrolley es gerade schafft darüber zu rumpeln und Akrobatsakte beim Begegnen mit anderen Reisenden und deren Gepäck.
Endlich glücklich mein Abteil erreicht, welches schon voll besetzt und verdunkelt und auf Schlafposition gestellt ist (schließlich ist es beinahe Mitternacht), hilft mir eine nette Italienerin mit ein wenige Deutschkenntnissen, meine oberste Liegestätte zu erreichen. Doch durch die ungewohnten Geräusche, Gerüche und Empfindungen beeinflusst, kann ich trotz vorrangegangem Bierkonsum nicht leicht einschlafen. Irgenwann passierte es dann doch und ich falle in einen traumlosen, ruhigen, doch leichten Schlaf. Und so verschlief ich den Brenner, Brixen, Bozen, Trento, Bologna, Florenz, Arezzo, Chiusi-Chianciano Terme. Erst in Rom, wo alle meine Mitreisenden aussteigen, werde auch ich wieder wach und begebe mich in die unteren Etagen, wo ich aus Ermangelung eines Frühstücks meinen mitgebrachten Marmorkuchen und einige Schlucke Wasser trinke und die italienische Landschaft genieße. Alleine schon aus dem Grund, weil sie italienisch ist! Endlich, ein anderes Land, andere Menschen, andere Sprache, anderes Geld (nein, war mal so), andere Eindrücke, andere Gerüche, andere Mentalität, andere Geschichte und andere Geschichten - wie hungere ich danach!
Anreise
Ich genieße es und fühle mich leicht und ruhig.
Napoli Centrale: Ich steige aus, als würde ich es jede Woche machen - vielleicht werde ich deshalb von den meisten Angeboten für Gepäcktransporte, Zimmervermietungen und Taxifahrern verschont. Ich bin mir sicher mein Hotel Casanova alleine und zu Fuß zu finden. Querstraße zum Bahnhof. Ich werde entlang gehen und darüberstolpern. Also überquere ich den Bahnhofsbereich, der mir einen ersten, eigenen Eindruck von Neapel bietet. Es riecht nach Urin, nach Schweiß, nach Cafe, nach überparfümierten Menschen und andeutungsweise nach gutem Essen, dessen Geruch ich nicht genau definieren kann. Also nach links entlang der Via Garibaldi, vorbei an Flohmärkten, die einzelne Menschen auf dem Gehsteig veranstalten, alles feilbietend, was das tägliche Leben an Bedarf und Abfall produziert. Es hat an die 30 Grad und ich wühle mich durch Menschen, die nicht meine Sprache sprechen, aber mir dadurch nicht fremder erscheinen, als Menschen, die deutsch sprechen. Auch nach längerem Fußmarsch taucht kein Hotel namens Casanova auf und auch die angegebene Querstraße namens Via Venezia ist nicht auffindbar. Nach mehrmaligem Auf- und Abgehen frage ich eine Frau nach dem Weg. Sie scheint die angegebene Adresse nicht zu kenne, also werden noch zwei andere Männer hinzugezogen und einer der beiden kennt zumindest die angegebene Straße. Also den ganzen Weg zurück und auf die andere Seite des Bahnhofes weiter die Straße entlang. Eine weitere halbe Stunde unterwegs, angesehen von vielen Männern, fremden Blicken. Ich wünschte, ich hätte kein ärmeloses T-Shirt und einen kurzen Rock an, obwohl inzwischen die Mittagssonne vom Himmel brennt und kein kühlender Lufthauch durch die Gassen weht. Und dann endlich die richtige Straße gefunden! Ich gehe entlang durch die, aufgrund der Mittagszeit beinahe menschenleere Gasse. Viele Schwarze scheinen in diesem Viertel wohnhaft, ich will niemanden mehr fragen, da ich ja offensichtlich kurz vor dem Ziel bin. Die Straße wirkt nicht gerade sehr einladend: Müll liegt zu einem Haufen an einer Straßenecke und keinerlei Geschäfte beleben die Gegend. Die Hausnummern werden niedriger und ich gehe offensichtlich in die falsche Richtung. Ich kehre um, meine Füsse tun mir weh, ich schwitze und mir kommen Zweifel das richtige, doch sehr günstige, Hotel gebucht zu haben. Welche Absteige es wohl sein wird? Ich sehne mich nach einem sauberen Zimmer, einem netten Menschen, einer Dusche ohne Kakerlaken (Erinnerung an Tansania), einem Bett, frischer Kleidung und Ruhe. In diesem Augenblick entdecke ich am Ende der Straße, einer Sackgasse ein Haus, über und über bewachsen mit üppigem Grün, sodass kaum der Schriftzug sichtbar ist. Ich komme näher und mit jedem Meter wird die Gewissheit größer: Hotel Casanova.
Hotel-Casanova
Ich trage meine Tasche die Stufen hinauf und trete in die Eingangshalle, einem netten, einfach ausgestattetem, freundlichen Raum mit einem Mann hinter der Anmeldung. Ich lasse meine Tasche fallen, stecke meine Sonnenbrille auf den Kopf und wische mir den Schweiß vom Gesicht, der Tatsache bewusst, nicht gerade vorteilhaft auszusehen. Aber wen kümmert es in diesem Moment. Ich bin glücklich hier zu sein!
Ich nenne meinen Namen und der Mann fragt mich, in einem einfachen, leicht verständlichem Englisch, ob ich reserviert hätte. Nachdem ich das bejahe, hat er im nächstem Moment meine Buchung zur Hand und sagt, sichtlich erfreut: "Ah, Regina, singleroom!" Ich muss lächeln, die Betonung des "singleroom" ist mir nicht entgangen. Er fragt mich, ob ich das Zimmer sehen wolle und weist mich darauf hin, dass es einfacher gewesen wäre von der Via Garibaldi in das Hotel zu kommen. Es gibt einen zweiten Eingang in das Hotel. Er sagt noch etwas zu einem zweiten Mann, der in der dem Raum anwesend ist, nimmt den Schlüssel, meine Tasche und bringt mich zu meinem Zimmer. Erklärt mir die Räumlickeiten, die ich zu diesem Zeitpunkt als paradiesisch empfinde, Bad, Dusche, Bett und verabschiedet sich, nicht ohne mich vorher zu bitten, am nächsten Abend ein Glas Wein mit ihm zu trinken. Ich bin dann doch etwas überrascht und sage, wahrscheinlich vor Müdigkeit und Erschöpfung zu. Ich habe das Gefühl die Sache somit leichter erledigen zu können. Rot oder weiß? Rot!
Wahrscheinlich wird er sich morgen nicht mehr daran erinnern und ich will nur noch Ruhe. Ich dusche und lege mich aufs Bett und schlafe in wenigen Minuten ein, mit dem Vorsatz, am Nachmittag die Stadt zu erkunden.
Ich erwache zwei Stunden später und fühle mich außerstande aufzustehen, also bleibe ich liegen, denn niemand erwartet etwas von mir oder wartet auf mich.
Ich schlafe wunderbar in dieser Nacht, meiner erster in Neapel.

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