reise

Freitag, 25. August 2006

NACHT UND MORGEN

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also ficken wir uns in dieser nacht die seele aus dem leib, da diese aber einen unheimlich drang hat wieder zurückzukehren, in diesen leib, der ihr zuhause ist, wird sie mit seelennahrnung bestochen. g kann das gut, versorgt sie frühmorgens, wenn das licht wieder ihr bild sucht, mit espresso e cornetto, und wir holen sie uns wieder zurück, das können wir, sehr gut sogar. wir verführen sie mit unseren augen, bannen sie, schicken sie an den anderen, um sie wieder zurückzubekommen. und sie zieht wieder ein, mit aller kraft, aller verletzlichkeit und einmaligkeit, um sich zu paaren mit dem gegenüber, mit dem neben-, auf-, über-,in-, unter uns.
wir in uns.
alles schenkend und annehmend, in dieser stunde liegt die kraft von jahre.

Freitag, 18. August 2006

NEAPEL TAG 3: CAPRI UND DAS MEER UND DER WEIN, DER NICHT GETRUNKEN WIRD

Nun gehe ich am Morgen ins Erdgeschoss in der Hoffnung g anzutreffen, welche Enttäuschung, wenn es nicht so wäre. Natürlich ist er da und wir stellen uns nebeneinander vor die Eingangstüre. Er erklärt mir den Weg zur Mole Beverello und sagt, ich solle nicht zu spät zurückkommen - denn - heute abend ist die letzte Chance gemeinsame Zeit zu verbringen. - Der Countdown läuft.
Abgesehen von der Atmopsphäre im Hafen, dem wunderbaren Gefühl übers Meer zu fahren, die Wellen, das Wasser, das Schaukeln ist Capri nicht besonders erwähnenswert.
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Wäre eine wunderschöne Insel - ohne Menschen. Irgendwie habe ich das Gefühl zu einem grossen Teil ist das der Alterswohnsitz derjenigen, die sich für bedeutend halten. An jeder dritten Ecke ein Friseursalon auf. Es riecht ständig nach Haarspray, Dauerwelle und Haarfärbemittel.
Die Schiffsrundfahrt ist noch am schönsten inkl. der Blauen Grotte, die ich, anscheinend aufgrund meiner, doch etwas anderen Wahrnehmung, übersehe und erst nach Beendigung der Fahrt rückblickend als solche erkenne. So weiß ich jetzt, dass ich nichts versäumt hätte, hätte ich sie nicht gesehen - die berühmte Blaue Grotte.
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Wieder einmal bestätigt sich damit mein Gefühl der sehenswerten Dinge, welche alle dafür befinden, aber für mich immer wieder anders wirken.
dann doch schön:
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Ich denke an den Abend, der da heute kommt.
Ich weiß, er wird gut werden, doch habe ich keine konkrete Vorstellung.
Die Zeit ist seltsam träge und trägt doch angenehm, so kehre ich am Abend nach Neapel und zu g zurück.
Er erwartet mich bereits und nach Begrüssung gehen ich nach oben duschen und setze mich dann in den Aufenthaltsraum, um zu schreiben und um abgeholt zu werden. Als er mich bittet zu ihm runterzukommen, um besser reden zu können, hat das Vorspiel schon begonnen.
Wir setzen uns in das Foyer und werden leider immer wieder von ankommenden Gästen gestört, die ins Hotel rein wollen oder anrufen oder andere Anliegen haben. Doch ich genieße es sehr ihm dabei zuzusehen. Er besorgt zwei Getränke und die Frage des weiteren Ablaufes dieses Abends hängt in der Luft. Als ich dann zusage später auf jeden Fall mit ihm Wein zu trinken, springt er auf, läuft mit der Flasche Wein die Stiege hinauf, wie ein Kind, das sich aus Vorfreude kaum zügeln kann und hat damit gewonnen - mich gesonnen. Ich muss mich einfach mitfreuen - für uns.
Als es dann langsamer ruhiger wird im Hotel und er meinen Fuß streichelt und ansieht, als wäre er das kostbarste, was er jemals in Händen gehalten hat, bin ich schon sehr weich. Wir halten uns an den Händen zuerst ganz zart, leicht, erforschend und dann aneinanderklammernd, so dass keine Macht der Welt es je schaffen könnte uns wieder zu trennen.
Die gelegentlichen Unterbrechungen steigern nur unsere Lust aufeinander. Inzwischen wissen wir alles voneinander, was es zu wissen gilt. Alle Wünsche, Angste, Hoffnungen, Träume, Begierden und Phantasien haben wir ausgebreitet, sie liegen vor uns und wir betrachten sie innigst. Am liebsten hätte ich es noch Stunden hinausgezögert, ausgedehnt, ausgekostet, gesteigert, vermehrt bis zur Besinnungslosigkeit.
Doch so lange gelingt es mir nicht.
Ich brauche dringend einen Ortswechsel und nachdem g noch nicht weg kann, gehe ich nach oben, um dort auf ihn zu warten oder/und von ihm geweckt zu werden. Doch ich habe keine Chance einzuschlafen, denn kurz danach ist er schon da und wir fallen übereinander her, um nur nach wenigen Minuten abermals das Zimmer zu wechseln. Nichts hätte uns jetzt noch aufhalten können. Alles in uns drängt aneinander, ineinander, auseinander nur um wieder kommen zu können.
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Donnerstag, 17. August 2006

NEAPEL TAG 2: VESUVIO UND HERKULANEUM UND EIN TRAURIGER G

An diesem Morgen steht g mit einem zweiten Mann hinter der Anmeldung im Foyer (sein Cousin, wie ich später erfahre) und er kommt nach vorne und begleitet mich vor die Türe, um zu fragen, warum ich gestern nicht auf sein Klopfen reagiert habe. Die Antwort fällt mir nicht leicht, irgendwie ging es einfach nicht. Er wirkt enttäuscht und sagt, wahrscheinlich hätte ich ihn einfach nicht sehen wollen. (Ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht). Aber morgen hätten wir noch eine Chance, zusammen etwas zu machen, heute Abend könne er nicht hier sein.
Ich sage für den nächsten Tag zu.
Mit dem Zug vom Hauptbahnhof aus starte ich mit der Circumvesuviana nach Ercolano. Direkt neben dem kleinen Bahnhof warten schon einige Menschen, die anscheinend das selbe wie ich vorhaben, allerdings nur ein kleines Grüppchen von ca. 12 Menschen. Es ist ein kühlerer Tag (so sagen die Neapolitaner zu Tagen, die um 10.00 Uhr noch keine 36 Grad aufweisen) und immer wieder ziehen Wolken über den Himmel - genau die richtige Stimmung, um auf den Vesuv zu kommen.
Dieser ist umgeben von einem Naturschutzgebiet und reich bewaldet und es duftet herrlich nach Fichten- und Föhrenharz, wie ich bei der Anreise mit dem Kleinbus (weitere 8 Mitreisende) von Agousto gesteuert, erfreut feststelle. Ich stecke die Nase weit aus dem Fenster, so wie ich es als Kind immer getan habe, bis ein Erwachsener es bemerkte. Es geht eine enge, gewundene Straße entlang aufwärts und schon bald sehe ich ganz Neapel, das Meer, die Inseln.
blick vom vesuv auf neapel und die amalfiküste
Während der Anfahrt weist uns unser Fahrer auf die Gesteinszunge hin, die sich durch das Grün einen Weg gebahnt hat und wie ein graues Band zwischen den Bergrücken der beiden Gipfel liegt. Sie rührt vom letzten Ausbruch im Jahr 1944 her. Den letzten Teil des Weges müssen wir zu Fuss zurücklegen. Nach einem etwa 20minütigen Anstieg auf Stein- und Geröllwegen gelange ich oben an. Das letzte Stück laufe ich beinahe, so neugierig bin ich inzwischen.
Und dann sehe ich den Krater.
Um mir seitenweise Schilderungen zu ersparen:
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Ich gehe so nah als möglich heran, um bis auf den Grund sehen zu können, auch entdecke ich eine Stelle an der ganz wenig Rauch aufsteigt - er schläft nur, der Riese, und ich ahne seine verborgenen Eigenschaften.
Ich setze mich auf den Boden und rauche eine mit ihm, dem grossen, alten, anscheinend noch immer ein wenig feurigen, wenn auch im Verborgenen, Berg.
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Natürlich bleibt man auch hier nicht ganz von Andenkenläden verschont. Versuvwein, Lavasteine, Lavarosenkranz (wollte ich mir beinahe kaufen, hatte die schönsten Steinkugeln von allen), Schmuck,....
Doch es hält sich in Grenzen und auch die Besucher sind nicht so zahlreich, wie ich vermutet hatte.
Hier oben weht ein angenehmer, kühler Wind und der Ausblick ist wunderbar - vor mir der riesige Schlund des Vulkans, hinter mir die Weite der Amalfiküste, das Meer, Neapel, die Inseln, die umliegenden Wälder, die immer wieder von den vorbeiziehenden Wolken in unterschiedliches Licht getaucht werden - ich kann mich kaum sattsehen.
Ich hätte mich hier noch gerne länger aufgehalten, doch ich muss zurück zur Mittelstation, wo unser Fahrer uns wieder in den Ort hinunterbringt.
Dort angekommen, esse ich ein wenig und mache mich auf den Weg weiter abwärts Richtung Meer, bis ich mich am Ende der Straße vor dem Eingang zu der Ausgrabung von Herkulaneum befinde. In dieser antiken Stadt, in der, im Gegensatz zu Pompeji, nur etwa 4000-5000 Menschen lebten, als sie durch den Ausbruch des Vesus für viele Jahrhunderte begraben wurde. (erst 1709 durch einen Bauern, beim Graben eines Brunnen entdeckt)
Auch wurde diese Stadt nicht von Aschenregen bedeckt, sondern von einem Lava-Schlammstrom überrollt und dadurch wurden teilweise sogar höher gelegene Stockwerke erhalten. Die Ausgrabungen sind noch immer nicht abgeschlossen und einige kleine Bereiche gesperrt, weil hier noch gearbeitet wird.
herkulaneum
Also steige ich hinab in eine frühere Zeit und gehe durch die Strassen und Gassen, gehe in Häuser und Gärten, durch Räume und Gänge.
Die wussten schon gut zu leben, die Menschen zu dieser Zeit - Tavernen, Thermen, wunderschöne Innenhöfe, Wandgemälde, Statuen, Götter (für jedes Anliegen, eine/n bestimmte/n), Böden aus Mosaiken und Pflastersteinen.
Beihnahe erfurchtsvoll betrete ich diesen alten Untergrund.
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Auch war es zu dieser Zeit üblich, das mittägliche Mahl, das eher kleiner ausfiel, außerhalb der eigenen vier Wände einzunehmen, davon zeugen zahlreiche Imbisstuben, Tavernen und Bäckereien. In diversen Tavernen und Schenken wurde gelegentlich auch auf die "Zusatzdienste" der Kellnerinnen und Kellner hingewiesen.
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So träume ich mich in eine andere Zeit und sehe die Bewohner und das geschäftige Treiben der Stadt vor mir. Stelle mir vor, welche Rolle ich in dieser Gesellschaft gespielt oder gelebt hätte. Wie wäre ich gewesen? Wie hätten mich die anderen gesehen? Hätte ich das Gefühl gehabt in der "richtigen" Zeit zu leben? Ich glaube, ich hätte auch hier und jetzt euch gefunden, auch wenn es mich ein Leben gekostet hätte!
Und auch dich hätte ich gefunden, so untrüglich und sicher wie in jedem Leben und zu jeder Zeit!
Genau mit dem Gefühl fahre ich zurück, so sicher, das mir keiner, niemand und niemals etwas anhaben kann. Ich sehe zum erstenmal die Menschen und erkenne sie ganz deutlich, mit ihren Sorgen und Ängsten, Hoffnungen und Erwartungen, Gewohnheiten und Träumen. Auf jedem Kontinent sind die Menschen geprägt von diesen Dingen. Das alles vereint uns und trennt uns immer wieder - und es wird so bestehen bleiben.
Als ich ins Hotel zurückkomme ist g nicht da, und er fehlt mir, er fehlt mir am Abend, er fehlt mir in der Nacht und am Morgen als ich aufwache. - ich weiß, er und ich sind die wenigen Menschen die sich finden, und sei es nur für wenige Tage oder Stunden, für die Zeit die ist. Jetzt. Und am nächsten Morgen, ist er wieder da! - wie hätte es anders sein können.!
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Samstag, 12. August 2006

NEAPEL TAG 1: MUSE0 ARCHEOLOGICO NAZIONALE UND ERSTE ANNÄHERUNG

Frisch ausgeruht gehe ich am Morgen in das Erdgeschoss meines Hotels, wo g mir schon mit einem Lächeln guten Morgen wünscht und fragt, wo es denn heute hingehen solle. Mein heutiges Ziel ist das Nationalmuseum und ich rechne damit, mir die öffentlichen Verkehrsmittel nun genauer unter die Lupe nehmen zu müssen. Meine Anfrage auf ein Frühstück im Hotel, beantwortet g damit, dass er mir das nicht so sehr empfehlen würde, aber, und er begleitet mich bis vor die Türe, gegenüber sei ein nettes Cafe und da gibt es gute Dinge für ein Frühstück. Er erklärt mir den Weg zum Nationalmuseum und ich stelle erfreut fest, dass Neapel zu Fuss durchaus ein Ding der Möglichkeit ist.
Ich verabschiede mich von g, nicht ohne ihm erneut das Verprechen zu geben, heute Abend mit ihm ein Glässchen Wein zu trinken.
Also stapfe ich los, mit ein wenig aufgesetztem Mut überquere ich die Straßen, denn ansonst wäre dieses Unterfangen sehr langwierig. Doch eigentlich liegt es mir sehr, derart eine Straße zu übequeren, was einige meiner Freunde manchmal in Angst und Schrecken versetzt, wenn ich es so in Linz mache. Einfach zielstrebig und ohne zu zögern losgehen, ist hier das einfachste und sicherste Mittel.
Straßennamen sind hier nicht sehr oft zu finden und innerhalb kurzer Zeit habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich mich befinde. Mithilfe des Stadtplans gelingt es mir jedoch dann relativ leicht das Museum zu finden, auf Wegen, die gepflastert sind mit grossen schwarzen Steinen, von Neapolitanern, auf dem Weg zur Arbeit, vorbeibrausenden Vespas, hupend und routieniert allem ausweichend, was auf den Straßen und Gassen im Wege ist.
Das Nationalmuseum beherbergt unzählige Exponate von den größten Skulpturen der Antike, die in den römischen Carcalla-Thermen ausgegraben worden waren, ägyptischen Stücken, wie ein mumifiziertes Krokodil samt seinen drei winzigen Jungen oder diversenen Sarkophagen und Büsten, wunderschönen Mosaiken, welche von den Ausgrabungen in Pompeji und Herkulaneum stammen, bis zum sogenannten Geheimkabinett, welches erst 2000 der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde und die erotisch/pornogaphischen Sücke aus den Vesuvstädten enthält.
Na, da weiß ich jetzt schon, was ich mir auf jeden Fall ansehen werde!
Aber, um es noch etwas hinauszuzögern und die Vorfreude zu steigern, sehe ich mir zuerst die antiken Skulpturen an. Als ich dann zu den Mosaiken vordringe, bin ich wirklich beeindruckt!
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Wunderschöne Wand- und Bodenmosaike, aus weißen und farbigen Marmorwürfelchen und Glas, stellenweise nur wenige Milllimeter groß und mit soviel Liebe zum Detail und zur Komposition gearbeitet.
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Und dann zieht es mich ins Geheimkabinett. Leicht rötliches, schummriges Licht soll die ausgestellten Stücke noch unterstreichen, welche manche durchaus imposant anzusehen sind. Von Amuletten, Keramik- und Marmorarbeiten, Wandmalereien bis zu Darstellungen auf Amphoren und Trinkgefäßen.
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und ein Beispiel aus Marmor, gefunden in einer Taverne in Pompeji
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Glücklich und beschwingt verlasse ich das Museum um nun meine körperlichen Bedürnisse zu befriedigen: In erster Linie hab ich Hunger. Ich kaufe mir ein Stück Pizza an der Straße und es ist fett, groß und schmeckt herrlich. Ich spaziere einige Meter weiter und setze mich an einen wunderschönen, ruhigen, mit schattenspendenden Bäumen gesäumten Platz mit Brunnen und Statue des Komponisten Vincenzo Bellini. Hier gibt es einige sehr nette Literaturcafes und eine Miniausgrabung von einem Stück der griechischen Stadtmauer, welche damals den westlichen Teil Neapels abgrenzte. Ich setze mich in eines der Cafes mit Internetzugang, nun doch einem grossen Mitteilungsbedürfnis folgend und denke und schreibe an meine lieben Daheimgebliebenen.
Nun aber genug von der Stadt: ich will das Meer sehen. Ich beschließe einfach bergab, in südlicher Richtung zu gehen, kann doch nicht viel schiefgehen. Und wirklich nur eine halbe Stunde später erreiche ich die Stadtgrenzen, leider ist an dieser Stelle hunderte Meter weit kein Zugang zum Meer möglich, da der Werkshafen hier ziemlich abgeschottet und mit einer Mauer und Zäunen umgeben ist. So strebe ich wieder die Richtung meines Hotel an, nun schon müde, mit schmerzenden Beinen und Blasen an den Füssen. Ich gehe durch kleine, beinahe menschleere Straßen und Gassen. Und dann - werde ich angeschossen!
Eine kleine Gruppe junger Männer steht in einer Straße und von denen entfernen sich eben zwei Buben auf einer Vespa, kaum älter als acht oder zehn Jahre, und kommen auf mich zu. Mir fallen noch die Ausdrücke auf den Gesichtern der hintenstehenden Jugendlichen auf: leicht spöttisch und in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. Instinktiv halte ich den Riemen meines Rucksackes fest, doch darauf haben sie es nicht abgesehen. Als die Vespa auf meiner Höhe ist, hebt der hinten sitzende Junge die Hand. Ich kann nicht erkennen, was er in der Hand hält, und im selben Moment spüre ich einen stechenden Schmerz auf meiner Wange. Ich bin zu verblüfft, um angemessen zu reagieren. Ein lautstarkes Fluchen und die Einkaufstüte über die Köpfe der Jungen zu ziehen täte jetzt gut. Aber ich bringe nur ein halblautes "freche Gfraster!" heraus. Einige Minuten später muss ich schon lachen, über diesen Vorfall.
Aber jetzt sehne ich mich nach dem Zimmer, Dusche, Bett, Ruhe, Buch...
Ich steuere den Heimweg an und freue mich, als ich ganz unvermutet die Gasse, die Häuser, die Haltestellen, die Pätze wiedererkenne. Ein wunderbares Gefühl in einer fremden Stadt, das zum erstmal zu erleben.
Im Hotel angekommen steht g hinter der Anmeldung und begrüßt mich lächelnd und erinnert mich sogleich an das abendliche Weintrinken. Ich sage, jetzt erstmal unter die dusche zu wollen und gehe die Treppe hinauf in den ersten Stock.
Als gerade einige Minuten in meinem Zimmer bin, klopfte es. Ich öffne und g steht, sichtlich verlegen vor der Türe und sagt, er hätte eine Frage an mich, die möglicherweise dumm sei, aber er müsse es einfach tun. Er bittet mich, ins Zimmer treten zu dürfen und dort meint er, er hätte heute Dienst im Hotel, müsse aber nicht die ganze Nacht arbeiten und wenn ich wolle, könnte wir die Nacht gemeinsam verbringen. (würde hier gern ein Foto meines Gesichtes einsetzen, hätte es selbst gerne gesehen) Ich stammle irgendwelche Wörter, meine Zustimmung eher nicht ausdrückend. Er legt seine Hände an meine Taille, ganz leicht und wie selbstverständlich. "Was spricht dagegen?" Das frage ich mich auch gerade. Ich sage, dass mir das dann doch etwas zu schnell gehe und ich die Nacht eher nicht mit ihm verbringen werde. Er küsst mich auf die Wange und die Hand, zwischen den Fingern, die jetzt nicht wissen, wohin sie wollen. Verabschiedet sich, mit der Bitte wenigstens am Abend doch ein Glas Wein mit ihm zu trinken.
Ich stehe in meinem Zimmer und lächle, denke, fühle und bin endlich angekommen - in Neapel.
Ich dusche, schmeisse mich aufs Bett und lese weiter in meinem Buch und schlafe dann irgenwann, wunderbar erschöpft, ein.
Geweckt werde ich abends durch das Klingeln meines Telefons. Meine erste Reaktion abzuheben unterdrücke ich. Ich weiß, worauf das hinauflaufen würde. Will ich das?
Es läutet und läutet und ich hebe nicht ab, jetzt ein wenig trotzig. An diesem Abend wird noch zweimal an meine Türe geklopft - ich reagiere nicht.
Ich stelle mir vor, ich täte es.
Die Vorstellung ist viel schöner, als es je sein könnte und so verbringe ich meine erste Nacht mit g.
Mit allen Bedenken, Erwartungen, Träumen, Verlangen, Begehren . . . und mit dem Bewusstsein, dass es passieren wird.

Mittwoch, 9. August 2006

NEAPEL TAG 0: ANREISE UND ANGEBOT

Los geht es mit dem Zug nach Innsbruck und dann mit Direktverbindung nach Neapel, per Nachtzug im Liegewagen. Durch das ÖBB Angebot "SparSchiene" eine günstige Sache (39 Euro im Liegewagen). Der einzige Nachteil ist, dass man sich das schon sehr früh überlegen muss, sonst hat man keine Chance mehr auf einen freien Platz zur gewünschten Zeit, womit das Problem schon offensichtlich ist: wie kann man Pläne machen, die längere Zeiträume als 2-3 Wochen beeinhalten? Hat mir grosse Überwindung gekostet; doch mit ein wenig Fatalismus ging es dann doch - und - nicht zu lange nachdenken was sein könnte in 2 Monaten!!!
Und wenn man dann auch noch von einem sehr lieben Freund zum Zug gebracht wird - was kann dann noch schiefgehen!
Im Zugabteil nach Innsbruck sind zwei 15jährige Mädels meine Mitreisenden und so werde ich wieder mal an die Nöte und Hoffnungen, Träumen und Wünschen in diesem Alter erinnert. ("chinesische Schriftzeichen haben doch schon viele als Tattoo - aber ich will es trotzdem...., ich habe ihn dann anscheinend genervt und dann haben wir gestritten...)
Was hat sich geändert, wenn man über 30 ist und nicht in "geordneten Verhältnissen" lebt? Aber das ist ein anderes Thema.
Die ersten Urlaubsgefühle stellen sich ein, als ich den Nachtzug besteige. Meine Wagennummer ist 157, also steige ich, nachdem er mit 30minütiger Verpätung kommt, so schnell als möglich ein und der nächstliegende Waggon ist 158 - kann also nicht viel schiefgehen - denke ich. Ich kämpfe mich durch den Waggon, in dem die Gänge so eng sind, dass es zwangläufig zu Körperkontakt kommt, falls jemand in die entgegengesetzte Richtung will. Erste Anzeichen auf die Dinge, die da noch kommen mögen? Nach dem Waggon 157 folgt seltsamerweise 160. Also frage ich den Zugbegleiter, der auch offensichtlich kein Englisch versteht (ui, geht das aber schnell) um Rat, was mit Hilfe der Tickets auch von Erfolg gekrönt ist und ich aus seinen Gesten vermute, dass ich mich in die richtige Richtung bewege. So kämpfe ich mich noch durch weitere zwei Waggons, durch Türen, die sich nicht automatisch öffen, Schwellen, über die mein Sporttaschentrolley es gerade schafft darüber zu rumpeln und Akrobatsakte beim Begegnen mit anderen Reisenden und deren Gepäck.
Endlich glücklich mein Abteil erreicht, welches schon voll besetzt und verdunkelt und auf Schlafposition gestellt ist (schließlich ist es beinahe Mitternacht), hilft mir eine nette Italienerin mit ein wenige Deutschkenntnissen, meine oberste Liegestätte zu erreichen. Doch durch die ungewohnten Geräusche, Gerüche und Empfindungen beeinflusst, kann ich trotz vorrangegangem Bierkonsum nicht leicht einschlafen. Irgenwann passierte es dann doch und ich falle in einen traumlosen, ruhigen, doch leichten Schlaf. Und so verschlief ich den Brenner, Brixen, Bozen, Trento, Bologna, Florenz, Arezzo, Chiusi-Chianciano Terme. Erst in Rom, wo alle meine Mitreisenden aussteigen, werde auch ich wieder wach und begebe mich in die unteren Etagen, wo ich aus Ermangelung eines Frühstücks meinen mitgebrachten Marmorkuchen und einige Schlucke Wasser trinke und die italienische Landschaft genieße. Alleine schon aus dem Grund, weil sie italienisch ist! Endlich, ein anderes Land, andere Menschen, andere Sprache, anderes Geld (nein, war mal so), andere Eindrücke, andere Gerüche, andere Mentalität, andere Geschichte und andere Geschichten - wie hungere ich danach!
Anreise
Ich genieße es und fühle mich leicht und ruhig.
Napoli Centrale: Ich steige aus, als würde ich es jede Woche machen - vielleicht werde ich deshalb von den meisten Angeboten für Gepäcktransporte, Zimmervermietungen und Taxifahrern verschont. Ich bin mir sicher mein Hotel Casanova alleine und zu Fuß zu finden. Querstraße zum Bahnhof. Ich werde entlang gehen und darüberstolpern. Also überquere ich den Bahnhofsbereich, der mir einen ersten, eigenen Eindruck von Neapel bietet. Es riecht nach Urin, nach Schweiß, nach Cafe, nach überparfümierten Menschen und andeutungsweise nach gutem Essen, dessen Geruch ich nicht genau definieren kann. Also nach links entlang der Via Garibaldi, vorbei an Flohmärkten, die einzelne Menschen auf dem Gehsteig veranstalten, alles feilbietend, was das tägliche Leben an Bedarf und Abfall produziert. Es hat an die 30 Grad und ich wühle mich durch Menschen, die nicht meine Sprache sprechen, aber mir dadurch nicht fremder erscheinen, als Menschen, die deutsch sprechen. Auch nach längerem Fußmarsch taucht kein Hotel namens Casanova auf und auch die angegebene Querstraße namens Via Venezia ist nicht auffindbar. Nach mehrmaligem Auf- und Abgehen frage ich eine Frau nach dem Weg. Sie scheint die angegebene Adresse nicht zu kenne, also werden noch zwei andere Männer hinzugezogen und einer der beiden kennt zumindest die angegebene Straße. Also den ganzen Weg zurück und auf die andere Seite des Bahnhofes weiter die Straße entlang. Eine weitere halbe Stunde unterwegs, angesehen von vielen Männern, fremden Blicken. Ich wünschte, ich hätte kein ärmeloses T-Shirt und einen kurzen Rock an, obwohl inzwischen die Mittagssonne vom Himmel brennt und kein kühlender Lufthauch durch die Gassen weht. Und dann endlich die richtige Straße gefunden! Ich gehe entlang durch die, aufgrund der Mittagszeit beinahe menschenleere Gasse. Viele Schwarze scheinen in diesem Viertel wohnhaft, ich will niemanden mehr fragen, da ich ja offensichtlich kurz vor dem Ziel bin. Die Straße wirkt nicht gerade sehr einladend: Müll liegt zu einem Haufen an einer Straßenecke und keinerlei Geschäfte beleben die Gegend. Die Hausnummern werden niedriger und ich gehe offensichtlich in die falsche Richtung. Ich kehre um, meine Füsse tun mir weh, ich schwitze und mir kommen Zweifel das richtige, doch sehr günstige, Hotel gebucht zu haben. Welche Absteige es wohl sein wird? Ich sehne mich nach einem sauberen Zimmer, einem netten Menschen, einer Dusche ohne Kakerlaken (Erinnerung an Tansania), einem Bett, frischer Kleidung und Ruhe. In diesem Augenblick entdecke ich am Ende der Straße, einer Sackgasse ein Haus, über und über bewachsen mit üppigem Grün, sodass kaum der Schriftzug sichtbar ist. Ich komme näher und mit jedem Meter wird die Gewissheit größer: Hotel Casanova.
Hotel-Casanova
Ich trage meine Tasche die Stufen hinauf und trete in die Eingangshalle, einem netten, einfach ausgestattetem, freundlichen Raum mit einem Mann hinter der Anmeldung. Ich lasse meine Tasche fallen, stecke meine Sonnenbrille auf den Kopf und wische mir den Schweiß vom Gesicht, der Tatsache bewusst, nicht gerade vorteilhaft auszusehen. Aber wen kümmert es in diesem Moment. Ich bin glücklich hier zu sein!
Ich nenne meinen Namen und der Mann fragt mich, in einem einfachen, leicht verständlichem Englisch, ob ich reserviert hätte. Nachdem ich das bejahe, hat er im nächstem Moment meine Buchung zur Hand und sagt, sichtlich erfreut: "Ah, Regina, singleroom!" Ich muss lächeln, die Betonung des "singleroom" ist mir nicht entgangen. Er fragt mich, ob ich das Zimmer sehen wolle und weist mich darauf hin, dass es einfacher gewesen wäre von der Via Garibaldi in das Hotel zu kommen. Es gibt einen zweiten Eingang in das Hotel. Er sagt noch etwas zu einem zweiten Mann, der in der dem Raum anwesend ist, nimmt den Schlüssel, meine Tasche und bringt mich zu meinem Zimmer. Erklärt mir die Räumlickeiten, die ich zu diesem Zeitpunkt als paradiesisch empfinde, Bad, Dusche, Bett und verabschiedet sich, nicht ohne mich vorher zu bitten, am nächsten Abend ein Glas Wein mit ihm zu trinken. Ich bin dann doch etwas überrascht und sage, wahrscheinlich vor Müdigkeit und Erschöpfung zu. Ich habe das Gefühl die Sache somit leichter erledigen zu können. Rot oder weiß? Rot!
Wahrscheinlich wird er sich morgen nicht mehr daran erinnern und ich will nur noch Ruhe. Ich dusche und lege mich aufs Bett und schlafe in wenigen Minuten ein, mit dem Vorsatz, am Nachmittag die Stadt zu erkunden.
Ich erwache zwei Stunden später und fühle mich außerstande aufzustehen, also bleibe ich liegen, denn niemand erwartet etwas von mir oder wartet auf mich.
Ich schlafe wunderbar in dieser Nacht, meiner erster in Neapel.

Sonntag, 30. Juli 2006

frau allein in neapel

der italienischen sprache nicht mächtig

in 2 tagen gehts los mit dem zug im liegewagen - da werd ich herrlich schlafen (falls die klimaanlage nicht ausfällt) dank eines "gute-nacht-träum-süss-bieres "
hatte in der vergangeheit immer glück mit meinen "schlafkumpanen" in den ruckel-zuckel-einlull-wackel-damdam - damdam-rhythmus rollenden durch die nacht brausenden schienentransportmittel. also hoffe ich weiter auf fortuna und trete mit ihr die reise an!
bald gibts mehr!!

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dativ - 11. Nov, 21:32
"mützen" für "schlafen"...
"mützen" für "schlafen" find ich zum narrisch werden....
avviso - 7. Jan, 14:47
da steht ja mal wieder...
da steht ja mal wieder was. :) sehr gut :))
avviso - 4. Jan, 12:54

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