NEAPEL TAG 1: MUSE0 ARCHEOLOGICO NAZIONALE UND ERSTE ANNÄHERUNG

Frisch ausgeruht gehe ich am Morgen in das Erdgeschoss meines Hotels, wo g mir schon mit einem Lächeln guten Morgen wünscht und fragt, wo es denn heute hingehen solle. Mein heutiges Ziel ist das Nationalmuseum und ich rechne damit, mir die öffentlichen Verkehrsmittel nun genauer unter die Lupe nehmen zu müssen. Meine Anfrage auf ein Frühstück im Hotel, beantwortet g damit, dass er mir das nicht so sehr empfehlen würde, aber, und er begleitet mich bis vor die Türe, gegenüber sei ein nettes Cafe und da gibt es gute Dinge für ein Frühstück. Er erklärt mir den Weg zum Nationalmuseum und ich stelle erfreut fest, dass Neapel zu Fuss durchaus ein Ding der Möglichkeit ist.
Ich verabschiede mich von g, nicht ohne ihm erneut das Verprechen zu geben, heute Abend mit ihm ein Glässchen Wein zu trinken.
Also stapfe ich los, mit ein wenig aufgesetztem Mut überquere ich die Straßen, denn ansonst wäre dieses Unterfangen sehr langwierig. Doch eigentlich liegt es mir sehr, derart eine Straße zu übequeren, was einige meiner Freunde manchmal in Angst und Schrecken versetzt, wenn ich es so in Linz mache. Einfach zielstrebig und ohne zu zögern losgehen, ist hier das einfachste und sicherste Mittel.
Straßennamen sind hier nicht sehr oft zu finden und innerhalb kurzer Zeit habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich mich befinde. Mithilfe des Stadtplans gelingt es mir jedoch dann relativ leicht das Museum zu finden, auf Wegen, die gepflastert sind mit grossen schwarzen Steinen, von Neapolitanern, auf dem Weg zur Arbeit, vorbeibrausenden Vespas, hupend und routieniert allem ausweichend, was auf den Straßen und Gassen im Wege ist.
Das Nationalmuseum beherbergt unzählige Exponate von den größten Skulpturen der Antike, die in den römischen Carcalla-Thermen ausgegraben worden waren, ägyptischen Stücken, wie ein mumifiziertes Krokodil samt seinen drei winzigen Jungen oder diversenen Sarkophagen und Büsten, wunderschönen Mosaiken, welche von den Ausgrabungen in Pompeji und Herkulaneum stammen, bis zum sogenannten Geheimkabinett, welches erst 2000 der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde und die erotisch/pornogaphischen Sücke aus den Vesuvstädten enthält.
Na, da weiß ich jetzt schon, was ich mir auf jeden Fall ansehen werde!
Aber, um es noch etwas hinauszuzögern und die Vorfreude zu steigern, sehe ich mir zuerst die antiken Skulpturen an. Als ich dann zu den Mosaiken vordringe, bin ich wirklich beeindruckt!
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Wunderschöne Wand- und Bodenmosaike, aus weißen und farbigen Marmorwürfelchen und Glas, stellenweise nur wenige Milllimeter groß und mit soviel Liebe zum Detail und zur Komposition gearbeitet.
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Und dann zieht es mich ins Geheimkabinett. Leicht rötliches, schummriges Licht soll die ausgestellten Stücke noch unterstreichen, welche manche durchaus imposant anzusehen sind. Von Amuletten, Keramik- und Marmorarbeiten, Wandmalereien bis zu Darstellungen auf Amphoren und Trinkgefäßen.
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und ein Beispiel aus Marmor, gefunden in einer Taverne in Pompeji
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Glücklich und beschwingt verlasse ich das Museum um nun meine körperlichen Bedürnisse zu befriedigen: In erster Linie hab ich Hunger. Ich kaufe mir ein Stück Pizza an der Straße und es ist fett, groß und schmeckt herrlich. Ich spaziere einige Meter weiter und setze mich an einen wunderschönen, ruhigen, mit schattenspendenden Bäumen gesäumten Platz mit Brunnen und Statue des Komponisten Vincenzo Bellini. Hier gibt es einige sehr nette Literaturcafes und eine Miniausgrabung von einem Stück der griechischen Stadtmauer, welche damals den westlichen Teil Neapels abgrenzte. Ich setze mich in eines der Cafes mit Internetzugang, nun doch einem grossen Mitteilungsbedürfnis folgend und denke und schreibe an meine lieben Daheimgebliebenen.
Nun aber genug von der Stadt: ich will das Meer sehen. Ich beschließe einfach bergab, in südlicher Richtung zu gehen, kann doch nicht viel schiefgehen. Und wirklich nur eine halbe Stunde später erreiche ich die Stadtgrenzen, leider ist an dieser Stelle hunderte Meter weit kein Zugang zum Meer möglich, da der Werkshafen hier ziemlich abgeschottet und mit einer Mauer und Zäunen umgeben ist. So strebe ich wieder die Richtung meines Hotel an, nun schon müde, mit schmerzenden Beinen und Blasen an den Füssen. Ich gehe durch kleine, beinahe menschleere Straßen und Gassen. Und dann - werde ich angeschossen!
Eine kleine Gruppe junger Männer steht in einer Straße und von denen entfernen sich eben zwei Buben auf einer Vespa, kaum älter als acht oder zehn Jahre, und kommen auf mich zu. Mir fallen noch die Ausdrücke auf den Gesichtern der hintenstehenden Jugendlichen auf: leicht spöttisch und in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. Instinktiv halte ich den Riemen meines Rucksackes fest, doch darauf haben sie es nicht abgesehen. Als die Vespa auf meiner Höhe ist, hebt der hinten sitzende Junge die Hand. Ich kann nicht erkennen, was er in der Hand hält, und im selben Moment spüre ich einen stechenden Schmerz auf meiner Wange. Ich bin zu verblüfft, um angemessen zu reagieren. Ein lautstarkes Fluchen und die Einkaufstüte über die Köpfe der Jungen zu ziehen täte jetzt gut. Aber ich bringe nur ein halblautes "freche Gfraster!" heraus. Einige Minuten später muss ich schon lachen, über diesen Vorfall.
Aber jetzt sehne ich mich nach dem Zimmer, Dusche, Bett, Ruhe, Buch...
Ich steuere den Heimweg an und freue mich, als ich ganz unvermutet die Gasse, die Häuser, die Haltestellen, die Pätze wiedererkenne. Ein wunderbares Gefühl in einer fremden Stadt, das zum erstmal zu erleben.
Im Hotel angekommen steht g hinter der Anmeldung und begrüßt mich lächelnd und erinnert mich sogleich an das abendliche Weintrinken. Ich sage, jetzt erstmal unter die dusche zu wollen und gehe die Treppe hinauf in den ersten Stock.
Als gerade einige Minuten in meinem Zimmer bin, klopfte es. Ich öffne und g steht, sichtlich verlegen vor der Türe und sagt, er hätte eine Frage an mich, die möglicherweise dumm sei, aber er müsse es einfach tun. Er bittet mich, ins Zimmer treten zu dürfen und dort meint er, er hätte heute Dienst im Hotel, müsse aber nicht die ganze Nacht arbeiten und wenn ich wolle, könnte wir die Nacht gemeinsam verbringen. (würde hier gern ein Foto meines Gesichtes einsetzen, hätte es selbst gerne gesehen) Ich stammle irgendwelche Wörter, meine Zustimmung eher nicht ausdrückend. Er legt seine Hände an meine Taille, ganz leicht und wie selbstverständlich. "Was spricht dagegen?" Das frage ich mich auch gerade. Ich sage, dass mir das dann doch etwas zu schnell gehe und ich die Nacht eher nicht mit ihm verbringen werde. Er küsst mich auf die Wange und die Hand, zwischen den Fingern, die jetzt nicht wissen, wohin sie wollen. Verabschiedet sich, mit der Bitte wenigstens am Abend doch ein Glas Wein mit ihm zu trinken.
Ich stehe in meinem Zimmer und lächle, denke, fühle und bin endlich angekommen - in Neapel.
Ich dusche, schmeisse mich aufs Bett und lese weiter in meinem Buch und schlafe dann irgenwann, wunderbar erschöpft, ein.
Geweckt werde ich abends durch das Klingeln meines Telefons. Meine erste Reaktion abzuheben unterdrücke ich. Ich weiß, worauf das hinauflaufen würde. Will ich das?
Es läutet und läutet und ich hebe nicht ab, jetzt ein wenig trotzig. An diesem Abend wird noch zweimal an meine Türe geklopft - ich reagiere nicht.
Ich stelle mir vor, ich täte es.
Die Vorstellung ist viel schöner, als es je sein könnte und so verbringe ich meine erste Nacht mit g.
Mit allen Bedenken, Erwartungen, Träumen, Verlangen, Begehren . . . und mit dem Bewusstsein, dass es passieren wird.
avviso - 15. Aug, 15:46

...Glücklich und beschwingt verlasse ich das Museum um nun meine körperlichen Bedürnisse zu befriedigen...

sehr gut. ich bin begeistert und freue mich auf mehr.

dativ - 15. Aug, 16:30

danke, danke
arbeite daran

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da steht ja mal wieder was. :) sehr gut :))
avviso - 4. Jan, 12:54

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